Die Haltung des Körpers und Beckens beim schwanger werden – Das Puzzle
Beim unerfüllten Kinderwunsch wird der Fokus vor allem auf den Bauch, die weiblichen Organe und die Hormone der Frau gerichtet. Dabei ist dies alles aber eingebettet in unseren ganzen Körper und unser Gesamtsystem. Alles wird von allem beeinflusst. Deshalb ist es auch wichtig, die Frau in ihrer Ganzheit anzuschauen, denn die verschiedensten Aspekte können einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben.
Ich bezeichne mich deshalb manchmal selbst als „Kinderwunsch-Detektivin“… Es ist wie bei einem Puzzle. Wenn ein Teil fehlt, ist es nicht vollständig. Aber auch wenn ein Teil – gerade bei den ganz grossen Puzzles kann dies passieren, weil da viele Teile praktisch gleich aussehen – am falschen Ort gesetzt wird, stimmt das Bild schlussendlich auch nicht. Deshalb sind es machmal kleine Details, oft komplett unbeachtet, oder man misst ihnen zu wenig Bedeutung zu, die eine Rolle spielen, ob es mit der Schwangerschaft klappt. Auf einen ganz wichtigen Aspekt möchte ich heute hier eingehen.
Unser Körper ist wie ein Haus – Der Klötzchenturm
Wenn ein Haus gebaut wird, ist es wichtig, dass das Fundament gerade und stabil auf einem ebenso stabilen Untergrund steht. Denn wenn das Fundament schon schief ist, wird es mit jedem darauf aufgebauten Stockwerk schlimmer werden. Stell Dir nur einen Bauklötzchen-Turm vor. Wenn Du das zweite Klötzchen nicht genau auf das erste stellst, das dritte noch ein bisschen mehr verschoben und das vierte ebenso. Dann wird spätestens beim 5. Klötzchen der Turm zusammenfallen. Auch das Haus, welches wir so bauen, wird bald dem schiefen Turm von Pisa gleichen…!
Ja, auch unser Körper hat eine Art Baukastensystem. Es fängt genauso bei unseren Füssen, also unserem Fundament an und endet mit unserem obersten Element, dem Kopf. Stell Dir also vor, wenn du nicht stabil auf Deinen Füssen stehst, dann wird es auch hier mit jeder Etage schiefer und instabiler. Was bedeutet das für unseren Körper? Er muss darum kämpfen, nicht aus der Balance zu fallen. Die Muskeln sind angespannt, wir machen Ausweich-, bzw. Ausgleichbewegungen; nehmen dazu eine Haltung an, die für uns sehr anstrengend sein kann, um zu stabilisieren, wir suchen das Gleichgewicht im äusseren, aber schluss- endlich auch im inneren. Und wir brauchen sehr viel Energie dafür!
Körper-Stockwerke aufgebauen – Die Becken-(Obst)-Schale
Zu allerst sind da unsere Füsse, unser Fundament. Sie tragen uns (auch durchs Leben). Wenn unsere Füsse nicht mehr funktionieren oder schmerzen, dann haben wir ein Fortbewegungs-, und oftmals eben auch ein Fortpflanzungsproblem.
Die nächste Etage sind unsere Knie. Sozusagen die Schaltstelle zwischen Füssen und Becken. Die Knie müssen sehr viel mitmachen und aushalten und die meisten kennen das, dass sie auch immer wieder mal wehtun. Dies, weil sie überbelastet, überdehnt oder auch zu steif sind.
Etage Nr. 2 ist unser Becken. Das Becken ist wie eine Schale in der unsere weiblichen Organe (oder auch die männlichen) liegen. Stell Dir eine Obstschale mit vielen leckeren Früchten vor. Wenn sie nicht gerade steht, kann sie kippen, die Früchte fallen auf den Boden, platzen vielleicht auf oder sind dann nicht mehr geniessbar.
Etage Nr. 3 sind unsere Schultern. Auf ihnen lastet vieles schwer. Bestimmt kennst Du das Sprichwort: „Ich hab doch schon genug am Hals“! Das könnte man wortwörtlich bzw. symbolisch dafür verwenden, wie viel wir hier tragen. Wenn das Fundament und Stockwerk 1 und 2 schon in der Schieflage sind, ist es da oben auf Etage 3 noch viel schwerer die Balance zu halten und nicht unter der Last zu brechen.
Zu guter Letzt kommt sozusagen das Dach, sprich der Kopf. Nicht nur dass in unserem Kopf sehr viel passiert, was unser Denken anbelangt, der Kopf ist durch unseren Alltag oftmals auch schwer belastet. Stundenlange Arbeit am Computer, in einseitiger Körperhaltung; genauso wie stundenlanger Gebrauch des Mobiltelefons, sei es am Ohr oder beim Surfen; dazu kommt auch noch, dass der Kopf sehr wenig zur Ruhe kommen kann, ausser wir legen uns hin und auch da kann es passieren, dass er sich nicht vollständig entspannen kann, weil wir vielleicht nicht das optimale Kissen haben oder in einer unbequemen, nicht idealen Haltung schlafen.
Das Fundament für unser Körper-Haus ist wichtig
Unsere Füsse sind unsere Basis und unser Fundament. Meist ist uns nicht bewusst, wie viel mit unseren Füssen los ist. Beim genauen Betrachten sieht man aber schnell, wo das Gewicht aufliegt, was einen Einfluss auf unseren gesamten Körper hat. Ist das Gewicht z.B. zu sehr auf dem Vorfuss, kippen wir gerne ins Hohlkreuz zur Kompensation. Was wiederum direkt auf unsere Beckenschale wirkt. Die Fortpflanzungsorgane verschieben sich und werden somit weniger gut durchblutet. Die umliegenden Strukturen sind unter vermehrter Spannung, was das Gewebe härter und weniger flexibel macht, statt weich und emp- fangsbereit. Ist das Gewicht hingegen zu stark auf den Fersen, müssen wir das Becken unweigerlich nach vorne schieben, um das Gleichgewicht halten zu können. Nebst der Beckenverschiebung sind dann auch die Schultern beeinträchtig und fallen nach vorne; ebenso sackt der Brustkorb in sich zusammen. Die Konsequenzen sind schlussendlich die gleichen.
Mit jedem auf die Füsse folgenden Stockwerk wird unser „Haus“, also unser Körper instabiler. Diese äussere Instabilität wirkt sich oftmals auch auf unser Inneres aus. Wir stehen nicht nur unter Spannung, sondern fühlen uns vielleicht auch nicht so wohl, haben Schmerzen, Muskelverspannungen und mehr. Dass sich dies auch auf die Funktionalität unserer inneren Organe auswirkt, ist einfach nachzuvollziehen. So wie wir äusserlich aus der Balance fallen, so tun wir es dann oft auch innerlich.
Das Fundament stabilisieren
Was also kann man dafür tun, sein Fundament richtig aufzubauen?
Ich beziehe mich hierfür auf das Prinzip der Spiraldynamik (ein System, welches den Körper ganz anders betrachtet, als wir es sonst tun würden). Es geht dabei vor allem um die spiralförmigen Verschraubungen in den Gelenken, die uns nicht nur Stabilität, sondern auch Flexibilität und Geschmeidigkeit geben. Spiralen kommen auch in der Natur sehr häufig vor, bei Pflanzen, Bäumen und anderen Gewächsen. Auch der Start des Menschen ins Leben beginnt mit einer Spirale. Denn das Baby schraubt sich spiralförmig aus der Gebärmutter und dem Vaginalkanal während der Geburt.
Zurück aber zu unserem Fundament, unseren Füssen! Auf diese Aspekte solltest Du achten:
- Das Gewicht des Fusses sollte auf dem 3-Punkte-, oder Dreiecksystem ruhen. Das heisst Du solltest Dein Gewicht auf dem Grosszehen- und dem Kleinzehen-Grundgelenk und Mitte der Ferse verteilen. Deine Zehen sollten frei von Gewicht sein. Du kannst das testen, indem Du das Dreieck machst und danach versuchst, die Zehen anzuheben. Musst Du dabei erst mit dem Gewicht nach hinten, hast Du immer noch zuviel Gewicht auf dem Vorfuss
- Nachdem Du das Fussdreieck stabilisiert hast, versuche mal aus Deinen Knien etwas „Luft abzulas-sen“. Stell Dir das so vor, als würdest Du aus einem Ballon einfach ganz wenig Luft entweichen las-sen. Du solltest nun spüren, wie sich Dein Becken wesentlich entspannter anfühlt und meist auchder Rücken.
- Stell Dir nun vor, Du lässt Deine Beckenschale einfach hängen und pendeln, als wäre sie an einem unsichtbaren Seil aufgehängt und Du müsstest sie weder halten noch tragen. Wie fühlt sich das an? Die meisten Frauen merken nach dieser Dreieck, Knie- und Beckenstabilisierung einen grossen Unterschied. So, wie Du das aussen spürst, so spüren das auch Deine Organe im inneren.
90°-System für ein starkes und sicheres Körper-Zuhause
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der Dir dabei helfen kann, Dein Körperhaus stabil und trotzdem beweglich und empfänglich zu halten; nämlich das 90°-Prinzip. So sind alle Deine Gelenke im 90°-Winkel am sichersten, natürlichsten und am wenigsten belastet.
Beginne bei den Füssen. Der Winkel vom Fuss zum Knöchel sollte vor allem beim sitzen 90° betragen. Achte darauf (das gilt vor allem für diejenigen, die bei der Arbeit hauptsächlich sitzen), dass die Höhe Deines Stuhles so eingestellt ist, dass Du Deine Füsse so aufstellen kannst, dass nicht nur der Winkel der Füsse zu den Knöcheln, sondern auch der Winkel Deiner Knie zum Becken 90° beträgt.
Der nächste 90°-Winkel ist derjenige des Beckens zum Oberkörper, dann kommen die Schultern, die im Winkel zum Hals/Kopf ebenfalls 90° sein sollten.
Auch wenn Du nicht sitzt, kannst Du im Stehen oder auch gehen gewisse Aspekte der 90°-Regel einfliessen zu lassen. Das erscheint jetzt auf den ersten Blick ziemlich kompliziert oder vielleicht auch anstrengend. Doch mit der Zeit wirst Du bemerken, wie sich Dein Körper, Deine Haltung und Deine Statik verändern. Wie viel Spannung aus Deinem Körperhaus entweichen kann und wie viel geschmeidiger und weicher alles ist.
So wirkt das 90°-Systems und die Fundament-Stabilisierung auf die Fruchtbarkeit
Wie oben schon beschrieben, geht es Deinen weiblichen (oder auch männlichen) Organen am besten, wenn sie frei sind, nicht verdreht, verdrängt oder verschoben. Dann nämlich kann die sogenannte Homöostase (Selbstregulation von Systemen) uneingeschränkt wirken. In unserem Fall geht es darum, dass die Becken- Organe mit frischem, sauerstoff-, und nährstoffangereichertem Blut versorgt werden und dass damit auch der Abtransport des alten, verbrauchten Blutes gewährleistet ist. Für die Funktionalität der Fortpflanzungsorgane ist das essentiell wichtig! Je freier Deine Gebärmutter sich bewegen und arbeiten kann, desto empfängnisbereiter ist sie. Je mehr Platz und je besser durchblutet auch Deine Eierstöcke und Eileiter sind, desto besser können sie ihre Arbeit tun.
Du siehst also, was auf den ersten Blick vielleicht keinen Zusammenhang damit hat, warum es mit dem schwanger werden nicht klappt, kann oder könnte ein wichtiger Aspekt, eine Hilfe und vielleicht sogar ein (fehlender) Teil des Puzzles sein.
Ich wünsche Alles Gute und viel Freude beim Ausprobieren
Herzlichst Roberta
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