Sich zur Verfügung stellen – Ein Leitsatz für den Kinderwunschweg
Vor einigen Jahren war ich selbst mal bei einer Therapeutin, die mir diesen wunderbaren Satz gesagt hat, und der seither zu einem meiner Leitsätze im Leben, meiner Arbeit und eine Art Mantra geworden ist:
Ich stelle mich zur Verfügung!
Damals ging es um meinen Körper und die immer wieder auftretenden Schmerzen, die ich aufgrund meiner langjährigen Karriere als Flamencotänzerin und –Lehrerin hatte. Im Zusammenhang damit sagte sie mir dann: „Stell Dich der Schwerkraft zur Verfügung“! Oder auch anders formuliert, lass los, entspanne Dich und arbeite nicht gegen, sondern mit Deinem Körper. Dieser – so einfach und banal erscheinende Satz – hat mir in den letzten Jahren immer wieder selbst geholfen. Und während der Entwicklung meiner Praxistätigkeit mit dem Thema Kinderwunsch und Schwangerschaft habe ich diesen Satz, oder auch das, worum es dabei geht, sehr oft integrieren und weitergeben können. Er liegt mir sehr am Herzen, denn seine Botschaft und Wahrheit ist klar, kraftvoll und es geht dabei um vor allem umVertrauen!
Ein Negativspirale und belastende Zeit
Für viele Frauen beginnt mit der Erkenntnis oder Tatsache, dass es nicht so schnell oder einfach geht mit dem schwanger werden ein Weg, der sie oftmals weg von sich selbst führt. Mit den ersten Abklärungen beim Gynäkologen oder in einer Kinderwunschklinik beginnt auch eine Art „Entmündigung“. Das heisst, die meisten Frauen empfinden das so. Ich höre dann Sätze wie:
- Ich komme mir unfähig und unbrauchbar als Frau vor
- Der Arzt hat mir gesagt, mit meinen Werten wird es schwierig schwanger zu werden
- Ständig habe ich neue Termine und Kontrolluntersuchungen, die mich verunsichern
- In der Klinik haben sie mir gesagt, ich hätte besser ein paar Jahre früher kommen sollen
- Man sagte mir, dass ich viel zu alt sei und die Chancen deshalb schlecht stünden
- Ich werde mit Hormonen vollgepumpt und fühle mich dabei richtig daneben und nicht mehr ich
- Mein Körper ist anscheinend nicht in der Lage das zu tun, was ich von ihm erwarte
- Ich fühle mich alleingelassen und habe Angst vor der Zukunft
Hilflosigkeit, Wut und Wiederstand
Es ist nachvollziehbar, dass all diese Aussagen, Momente und vor allem die allgemein unsichere und unplanbare Situation sehr stark am weiblichen Selbstverständnis nagen. Nebst der Hilflosigkeit kommt oft auch Wut auf. Man ist frustriert und möchte das alles eigentlich gar nicht. Man hatte es sich doch eigentlich so ganz und gar anders vorgestellt! Diese Wut richtet sich dann oft nicht nur gegen die Frau selbst, sondern auch nach aussen. Vielleicht ist es ja der Mann, dessen Spermien nicht gut sind und deshalb muss die Frau nun all das auf sich nehmen, obwohl sie ja gar nicht „schuld“ daran ist. Oder es ist der Job, der viel zu stressig ist, zu vereinnehmend, zu fordernd. Vielleicht ist man ja deshalb in dieser Situation? Denn wie soll man schwanger werden, wenn man permanent übermüdet und gleichzeitig auf 180 ist? Es wird auch in der Vergangenheit geforscht. Vielleicht hat es ja mit der Kindheit etwas zu tun, die nicht so schön war. Oder mit der Teenagerzeit, wo man einige schlechte Erfahrungen gemacht hat und körperlich doch auch schon oft über die Stränge geschlagen hatte. Könnte das ein Grund sein? Weshalb hat man sich nicht schon früher um seine Gesundheit gekümmert oder warum hat der Arzt einen nicht schon vor Jahren auf gewisse Dinge hingewiesen? Man sucht Gründe, Ursachen, die man dafür zur Verantwortung ziehen kann, weshalb man nun in dieser Lage steckt!
Annahme statt Ablehnung
Doch bringt das Suchen in der Vergangenheit wirklich weiter? Auch wenn es tatsächlich so ist oder wäre, dass gewisse Einflüsse aus unserem bisherigen Leben eine Rolle dabei spielen, ob ich Mutter werden kann, kann ich diese nicht ungeschehen machen. Und je mehr ich damit hadere, desto mehr verzweifle ich daran. Tut das gut? Ich weiss und höre dies auch oft, dass mir Frauen sagen, sie würden so gerne einfach abschalten und dieses „berühmte Knöpfchen“ drücken….! Doch sie schaffen es nicht, das permanente Grübeln abzustellen. Dieses Kopf-Karussell, was immer weiter dreht und macht, dass immer weiter gesucht wird. Gesucht nicht nur nach Ursachen, aber auch nach Lösungen, Möglichkeiten, Gründen, etwas, woran man sich festhalten oder orientieren kann, zumindest etwas, was einem wieder Hoffnung und Zuversicht gibt.
Sich auf die Gegenwart einlassen
Doch bevor man sich auf das Jetzt einlassen kann, gilt es auch, das Vergangene ruhen zu lassen. Das geht am besten, wenn man es einfach annimmt. Es ist ein Teil von uns und hat uns auch zu diesem Menschen gemacht, der wir jetzt sind. Wenn wir es schaffen, diese Annahme zuzulassen, finden wir auch wieder Ruhe in und mit uns selbst. Und dann sind wir vielleicht auch bereit, uns zur Verfügung zu stellen…!
Ich stelle mich zur Verfügung: Was genau bedeutet das?
Ich stelle mich zur Verfügung heisst, auch, ich lasse zu, ich lasse los oder auch ich lasse sein!
Sich zur Verfügung stellen hat auch mit Passivität zu tun. Und damit meine ich nicht eine träge Passivität, sondern eher eine sich zurücknehmende und vor allem vertrauende. Vertrauen darin zu haben, dass das Richtige zum richtigen Zeitpunkt geschehen wird. Und genau darum ist es wichtig und notwendig, dass ich mich zurücklehne und das zulasse, was für mich gedacht ist. Sobald ich den Kopf einschalte und kontrollieren, bestimmen oder lenken möchte, bin ich wieder aktiv und versuche etwas in eine Richtung zu bringen, von der ich denke oder sogar überzeugt davon bin, dass sie die richtige ist. Ist sie es? Wenn ich mich hingegen zur Verfügung stelle, dann kann ich den Kopf auch mal ruhen lassen, mich ausruhen und Dinge geschehen lassen, von denen ich vielleicht sogar angenommen habe, dass sie nicht gut sind für mich, dass ich sie so nicht haben möchte, sondern ganz anders, oder überhaupt nicht. Was soll nun der Sinn oder Gewinn darin sein, fragt sich vielleicht die Leserin oder der Leser? Im nächsten Abschnitt erklärt sich dies vielleicht von selbst…
Schwanger werden benötigt die gleiche Energie wie gebären
Ja, richtig gelesen! Schwanger werden ist wie gebären. Doch sozusagen in umgekehrter Weise. Denn um gut und mit möglichst wenig Schmerzen gebären zu können, muss eine Frau sich entspannen. Denn Spannung und Wiederstand verhärten ja die Muskulatur. Und da auch die Gebärmutter ein Muskel ist, wird sie durch diese Anspannung mehr Mühe haben, das Kind loszulassen und freizugeben. Auch hier ist also Passivität gefordert und Hingabe. Wenn ich es schaffe, mich für die Geburt meines Kindes zur Verfügung zu stellen, dann signalisiere ich meinen Körper: Ich vertraue Dir! Du weißt, was und wie es zu tun ist. Ich selbst kann es nur zulassen und annehmen. Mehr muss und kann ich nicht tun. Denn dies ist das Beste für mich, meinen Körper und mein Kind.
Sich für die Empfängnis öffnen
Beim Empfangen ist genau das ebenso wichtig! Denn nicht nur hat Empfangen mit Passivität zu tun, sondern ist das Passive in der Empfängnis auch biologisch festgelegt. Denn ist es doch so, dass der Mann die Frau penetriert und schlussendlich das Spermium in die Eizelle hineindringt. Also ist das männliche Prinzip das aktive und das weibliche das passive. Es kann nur schon fortpflanzungstechnisch gar nicht umgekehrt sein.
Um schwanger zu werden muss ich mich also zur Verfügung stellen, meinen Körper und mein Herz öffnen und vertrauensvoll empfangen, was für mich gedacht ist und wann es für mich gedacht ist.
Auch auf der seelischen Ebene hilft es, sich zur Vergügung zu stellen
Für unsere Seele ist die Kinderwunschzeit oft eine sehr schwierige, traurige, frustrierende und schmerzhafte Zeit. Man fühlt sich nicht nur von seinem eigenen Körper im Stich gelassen, sondern oftmals auch vom Umfeld, den Aerzten und überhaupt dem Schicksal. Man hadert damit, weshalb man in dieser Situation ist und warum es gerade einen selbst trifft. Hat man etwas falsch gemacht, soll man etwas anders oder gar besser machen? Viele Frauen erzählen mir, dass sie es gewohnt sind im Leben das zu erreichen, was sie sich vorgenommen haben. Sie sagen: „Wenn ich mich nur genügend angestrengt habe, dann habe ich alles geschafft und erreicht, was ich wollte!“ Warum geht das beim schwanger werden nicht?
Anstrengung hat auch wieder mit Kraft und mit Aktivität zu tun. Und wie ich oben beschrieben habe, ist das genau das entgegengesetzte von dem, was es für die Empfängnis braucht.
Sich zur Verfügung stellen, kann uns dabei helfen, uns nicht all diese Verantwortung aufzubürden, die wir meinen tragen zu müssen. Es kann uns bewusst machen, dass wir uns einfach mal zurücklehnen dürfen und uns mütterlich, liebevoll nur um uns selbst kümmern können. Sich zur Verfügung stellen bedeutet auch, dass ich abgeben kann; abgeben auch vielleicht an eine höhere Macht, an eine gute und es mit uns gut meinende Macht. Dies kann im religiösen oder auch spirituellen Sinn gedacht sein. Woran immer wir glauben und was immer uns auch Kraft gibt. Denn genau darum geht es schlussendlich: Kraft zu schöpfen, Vertrauen und Liebe in sich zu finden und den Glauben an und in sich zu stärken und zu bewahren. Dafür stelle ich mich zur Verfügung!
Von Herzen Alles Gute und Beste
Roberta
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