Die Angst, dass sich der Kinderwunsch nicht erfüllen könnte
Immer wieder höre ich von Frauen, die zu mir kommen, den Satz: „Ich habe grosse Angst davor, dass ich nie schwanger werden könnte.“ Diese Vorstellung, dass sich der Lebenstraum- und Plan nicht erfüllt, ist sehr schmerzhaft und stellt sozusagen für diese Frauen alles in Frage. Denn davon hängt sehr vieles ab. Man hatte es sich doch so schön vorgestellt. Oftmals war diese Zukunftsvision schon als Kind vorhanden und nun soll alles daran zerbrechen? Auch Selbstzweifel herrschen vor und die Ungewissheit darüber, wie es denn nun mit dem Leben weiteregehen soll, kann sehr zermürbend und kräfteraubend sein.
Lebensplan Familie und Kinder
Der traditionelle Lebensplan mit einer Familie und Kindern ist immer noch ein fester Wert in unserer Gesellschaft. Auch wenn sich inzwischen doch auch vieles gewandelt hat. So gibt es nebst der „klassischen“ Familie auch immer mehr andere Modelle. Alleinerziehende, gleichgeschlechtlichtliche Paare, Grossfamilienbetrieb oder andere Formen von Lebensgemeinschaften. Für viele Frauen gehört die Wunschvorstellung einmal Mutter zu werden, Kinder zu haben einfach irgendwie zu ihrem Lebensplan.
Andere Formen der Mutterschaft
Auch wenn durchaus auch einige Frauen sich vorstellen können, dies in einer anderen Form umzusetzen, weil sie sich nicht in die klassischen Rollenbilder einfügen möchten. Der Wunsch nach einer eigenen Gemeinschaft, in der etwas gemeinsam aufgebaut werden kann, Werte weitergegeben, Lebensvorstellungen nicht nur zusammen entwickelt, sondern auch gelebt werden, entsteht aus dem Bedürfnis des Menschen nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. Deshalb hat auch dieser Wert mit Familie und Kindern nichts an Wichtigkeit im Leben der Menschen verloren. Doch die Ungewissheit darüber, ob und wann der Kinderwunsch erfüllt wird, kann sehr belasten. Mehr dazu in meinem Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/warten-auf-das-wunschkind/
Was passiert mit der Frau, wenn es nicht klappt mit dem schwanger werden?
Die meisten Frauen gehen davon aus, dass es schon klappen wird, mit dem Wunschkind, wenn sie dann dazu bereit sind. Dass dies möglicherweise nicht der Fall ist, ist für viele dann nicht nur eine Enttäuschung, sondern oftmals sogar ein Schock. Die eigene Weiblichkeit und das weibliche Selbstverständnis werden in Frage gestellt. Es folgen meistens medizinische Abklärungen, die zum Teil Dinge ans Licht bringen, mit denen nicht gerechnet wurden. Sei es hormonelle Störungen, Endometriose, Polyzystische Ovarien, Myome, Polypen und anderes mehr. Natürlich heisst das noch lange nicht, dass es nicht trotzdem klappen kann, auch auf natürlichem Weg schwanger zu werden, doch das Wissen darum ist danach umso belastender.
Hätte man früher etwas ändern können?
Die Frage nach dem „weshalb ich“? oder, „was habe ich falsch gemacht“? taucht unweigerlich auf. Hätte man es früher merken müssen? Und wenn, hätte man etwas dagegen oder dafür tun können? Auch die Vorstellung nun von diesem natürlichen Prozess abweichen zu müssen. Eventuelle medizinische Interventionen über sich ergehen lassen zu müssen, die auch keine 100%ige Aussicht auf Erfolg haben, kann sehr einschneidend sein. Viele Frauen fühlen sich nicht mehr als „richtige“ Frau und können durch eine solche Situation nicht nur in Depressionen fallen, sondern manchmal sogar in eine richtige Lebenskrise.
Welche Auswirkungen hat diese Situation auf die Partnerschaft?
Auch auf eine Partnerschaft kann der unerfüllte Kinderwunsch weitreichende Auswirkungen haben. Zunächst mal geht man ja davon aus, dass dieser Wunsch ein gemeinsamer ist und dass man den dafür nötigen Weg auch gemeinsam geht. Doch wenn dann Probleme auftauchen, sind die Männer oftmals mit der Situation überfordert. Sie erleben die Frau, die jeden Monat durch Hoffnung und Enttäuschung geht, niedergeschlagen ist und immer trauriger wird. Anfangs wird noch öfters darüber gesprochen und das Verständnis, bzw. die Unterstützung ist noch stärker. Aber je länger es dauert, desto sensibler wird das Thema. Frauen erzählen mir z.B., dass sie mit ihren Partnern nicht mehr gross über das Thema sprechen mögen, weil sie einerseits den Partner schonen möchten, und es andererseits dann oft zum Streit oder Unstimmigkeiten, Verständnislosigkeit kommt.
Man fühlt sich alleine und unverstanden
Dadurch fühlen sich die Frauen dann noch mehr alleine mit ihrem Problem. Natürlich ist es genauso wahrscheinlich, dass der Partner an dem unerfüllten Kinderwunsch mitbeteiligt ist. Denn schliesslich ist so, dass wenn auf der medizinischen Ebene etwas nicht stimmt, Frauen und Männer gleich betroffen sind. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass der Partner die entsprechenden und notwendigen Untersuchungen von sich aus veranlasst. Auch gerade deshalb um der Partnerin zu signalisieren, wir machen dies zusammen und sind beide gleich verantwortlich.
Belastung für die Beziehung
Trotzdem kann es im Laufe der Kinderwunschzeit zu Spannungen und vor allem emotionaler Enfernung kommen. Die Sexualität reduziert sich dann oftmals auf die Zeit des Eisprungs oder wird durch medizinische Interventionen gesteuert. Das führt natürlich nicht gerade zu emotionaler Initimität und Verbundenheit. Auch die fehlende Konmmunikation führt zu weiterer Entfremdung und so wird aus dem eigentlich gemeinschaftlichen Plan, eine Familie zu gründen, eine Dauerbelastung für den einzelnen und das Paar. Lies hierzu auch meinen Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/kommunikation-im-kinderwunsch/
Wie also mit der Situation umgehen?
Wichtig ist, dass Frauen über ihre Aengste sprechen können. Wenn es mit dem Partner schwierig ist, dann könnte eine vertraute Bezugsperson diesen Part übernehmen. Oder manchmal sogar noch besser, eine Fachperson. Diese hat die nötige Distanz, das Fachwissen und auch die Zeit und das Interesse zuzuhören und gemeinsam mit der Frau eine Strategie zu entwickeln. Folgende Schritte können dazugehören:
- Stand der aktuellen Situation erörtern, wie es der Frau damit geht und was ihr Bedürfnis ist
- medizinische Abklärungen beim Gynäkologen oder Kinderwunschspezialisten in die Wege leiten
- Was könnte evtl. auf der alternativmedizinischen Ebene zur Unterstützung getan werden
- Ressourcen finden und stärken, sich bewusst Auszeiten nehmen und auch wieder Dinge tun, die unabhängig vom Kinderwunsch Freude machen und gut tun
Wertschätzung für sich selbst und evtl. Plan B
Mit den erwähnten Massnahmen soll vor allem wieder Selbstachtung und Wertschätzung Platz haben. Die Frauen sollen sich nicht nur auf ihre Unfruchtbarkeit reduziert fühlen. Denn sie sind ja so viel mehr! Und genau diese Qualitäten sollen wieder gestärkt, gefördert und auch anerkannt werden. Das gibt wieder neue Kraft und Lebensmut.
Sich neuen Impulsen öffnen
Es ist nicht immer leicht, sich von einem eventuellen Plan A: auf natürlichem Weg schwanger zu werden, verabschieden zu müssen. Doch der Weg zum Wunschkind kann noch ganz viele Möglichkeiten beinhalten. Das braucht immer Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden. Und es sollten nur die Schritte gegangen werden, die man sich auch zumutet und mit denen man leben kann. Sei es medininische Interventionen, die von der Insemination, IVF, ICSI, Samenspende bis zur Eizellenspende gehen können. Aber auch eine eventuelle Adoption, ein Pflegekind oder Engagement in einer anderen Form mit Kindern können Möglichkeiten sein.
Ein anderer Lebensplan?
Ebenso kann es zu einem gewissen Zeitpunkt auf dem Kinderwunschweg sein, dass man sich Gedanken darüber macht, wie denn ein Leben ganz ohne Kinder aussehen könnte. Vielleicht möchte man noch einmal etwas ganz neues anfangen. Sich nicht nur beruflich, sondern vielleicht auch räumlich oder partnerschaftlich verändern. Wünsche und Träume, die lange hintenan geschoben wurden jetzt realisieren; wie zB. reisen, sich eine lange Auszeit nehmen oder ein anderes Abenteuer.
Welchen Weg Du auch gehen wirst – ich wünsche Dir dabei von Herzen alles Gute!
Roberta
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