Kommunikation im Kinderwunsch18.09.21

 

Kommunikation im Kinderwunsch

Wenn das Wörtchen Aber nicht wäre….

Welche Macht und Bedeutung Wörter haben können, wissen wir alle. Es ist natürlich nicht nur die Formulierung, die eine Rolle spielt, sondern haben auch andere Faktoren einen Einfluss. Z.b. der Tonfall, in dem ich etwas ausspreche. Im französischen gibt es dazu das treffende Sprichwort: „C’est le ton qui fait la musique“. Was soviel heisst, dass es bei einer Kommunikation wichtig ist, den richtigen Ton zu treffen; also nicht nur was sage ich, sondern auch wie sage ich es! Auch die Mimik und/oder die Körperhaltung und Gestik haben einen Einfluss darauf, wie etwas bei meinem Gegenüber ankommt.

Zuhören und sich mitteilen

Die Grundregeln der Kommunikation bestehen aus zuhören und sich mitteilen. Das tun wir natürlich ständig in unserem Alltag. Und meistens geht es dabei nicht um tiefschürfende Themen. Gerade das zuhören ist ungemein wichtig, damit sich mein Gegenüber verstanden und vor allem gehört fühlt. Auch wenn ich vielleicht nicht alles so verstehe, kann ich doch mit nachfragen, z.B. : „Wie meinst Du das genau?“ oder „Ich möchte Dich besser verstehen, kannst Du mir das nochmals erklären?“, eine gute Gesprächsbasis schaffen.

Auch wenn ich etwas mitzuteilen habe, ist es wichtig, dass ich vor allem von mir spreche. Was ist mir wichtig? Was möchte ich, dass mein Gesprächspartner versteht? Denn jeder entwickelt im Laufe des Lebens eine bestimmte Form der Kommunikation und des Mitteilens. Und auch wenn wir die gleiche Sprache sprechen, heisst das nicht, dass unser Gesprächspartner was ich sage und meine auch genauso versteht. Gerade auch die männliche und weibliche Auffassung von gesagtem und gemeintem klaffen hier oftmals stark auseinander.

Die Macht einzelner Wörter

Der Klassiker eines Wortes, welches wir im täglichen Gebrauch viel benutzen, ist das Wort: „Aber“! Ich erlebe das sehr häufig in der Kinderwunschberatung. Aber wird gerade hier zu einem „Abwertungswort “. Ich mache mal ein Beispiel: Eine Klientin kommt zu mir und erzählt mir, dass ihr letzter Zyklus wieder regelmässig war und auch die Menstruation viel weniger schmerzhaft. Worauf ich erwidere, dass das ein gutes Zeichen sei, dass der Körper wieder in die Balance kommt. Die Klientin sagt darauf: „Ja schon, aber schwanger bin ich noch nicht!“. Die Enttäuschung darüber ist zwar verständlich, doch ist es auch schade, dass das positive mit dem „Aber“ abgewertet wird. Und somit der Fokus vor allem auf dem „negativen“ verbleibt. Beobachte Dich selbst einmal in Deinem Alltag. Wie oft benutzt Du z.B. das Wort Aber? Und vor allem in welchem Kontext? Oder auch, wie könnest Du es ersetzen bzw. weglassen?

Verallgemeinerungen erschweren eine konstruktive Kommunikation

Auch andere Wörter, bei denen es um eine Verallgemeinerung geht, sind häufige Ursache, dass ein Gespräch nicht konstruktiv ist. Nehmen wir hier als Beispiel die Wörter „Immer“ und „Nie“. Stell Dir eine Situation mit Deinem Partner/Deiner Partnerin vor. Du wünschst Dir mehr Zeit zusammen oder möchtest mehr zusammen unternehmen. Hier die Verallgemeinerungssprache: „Du kommst immer so spät nach Hause und arbeitest immer auch am Wochenende.“ Oder: „Nie hast Du Zeit für mich“, „Du willst nie was mit mir unternehmen.“. Was denkst Du, wie das bei Deinem Gegenüber ankommt? Grundsätzlich ist hier vor allem der Vorwurf im Vordergrund. Und bei genauerem Hinsehen stimmt das Immer und das Nie vermutlich nicht. Es ist einfach nicht so, wie Du es Dir wünschen würdest. Was wäre da z.B. die Alternative? Wie klingen folgende Sätze für Dich: „Ich würde mich freuen, wenn wir zu zweit etwas unternehmen!“ oder „Ich möchte gerne wieder mal Zeit nur mit Dir verbringen!“.

Negative Erwartungshaltung

Gerade während der Kinderwunschzeit, die ja meistens nicht allzu einfach ist, ist die negative Erwartungshaltung sehr verbreitet. Und damit auch die entsprechende Formulierung. Z.b. „Hoffentlich geht alles gut bei der Hormonbehandlung.“ Oder „Hoffentlich vertrage ich die Medikamente diesmal besser.“ Man ist also in einer ängstlichen Erwartung von etwas Schlechtem. Und die eigene Energie zielt bereits in diese Richtigun, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Lies hierzu auch meinen Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/energie-folgt-der-aufmerksamkeit/ Wie könnten diese beiden Sätze anders klingen? „Ich bin mir sicher, dass mit der Hormonbehandlung alles gut geht.“ Oder „Bestimmt vertrage ich die Medikamente diesmal besser.“ Du kannst jetzt natürlich sagen, ich kann mir doch nichts einreden, woran ich nicht glaube! Doch überlege auch mal, lohnt es sich dann etwas zu tun, wenn Du bereits im Vorfeld mit einem negativen Ausgang rechnest? Oder ist es besser positiv zu sein? Denn enttäuscht wirst Du sowieso sein, wenn es z.B. nicht klappt. Aber wo liegt der Unterschied bei 50% enttäuscht oder 100%? Der vermeintliche Schutz der negativen Erwartungshaltung hilft nicht wirklich, sondern blockiert eher die positive Energie. Und wir wissen sehr gut, dass wenn wir uns wohl und gut fühlen, auch unser Körper entspannt ist und wir insgesamt offener sind für das, was kommt.

Die VW Regel

Gerade in Partnerschaften kommt es häufig zu Vorwürfen dem anderen Gegenüber. Doch meistens bringen gerade Vorwürfe keine Besserung. Denn der Partner/die Partnerin reagieren auf Vorwürfe fast immer auf zwei Arten: Gegenangriff oder Rückzug. Beim Gegenangriff verteidigt man sich und macht seinerseits ebenfalls Vorwürfe. Beim Rückzug zieht man sich zurück und ein Gespräch findet gar nicht statt. Deshalb die VW Regel! V steht für Vorwurf und W für Wunsch. Es geht hier darum, dass man jeden Vorwurf in einen Wunsch umformulieren kann. Wie bereits zuvor schon erwähnt, erreiche ich mit einem klar ausgesprochenen Wunsch mein Gegenüber viel besser. Ausserdem zeige ich dadurch, dass es mir wichtig ist, dass mich mein Partner/meine Partnerin versteht. Es geht also auch um Respekt, welcher eine grosse Rolle spielt in Partnerschaften. Nehmen wir also nochmals ein Beispiel : „Es interessiert Dich gar nicht, wie es mir wirklich geht. Immer muss ich alles alleine machen.“ Und jetzt die Umwandlung vom V (Vorwurf) zum W (Wunsch): „Ich würde Dir gerne erzählen, wie es mir geht. Und es wäre mir wichtig und würde mich freuen, wenn wir xy zusammen machen.“ Wie klingt das für Dich? So zeige ich meinem Partner/meiner Partnerin, dass er/sie mir wichtig ist. Versuche doch mal diese VW-Regel mit Deinem Partner/Partnerin auszuprobieren. Man kann z.B. mal sagen, heute versuchen wir mal den ganzen Abend nach der VW-Regel zu kommunizieren. Und danach sprecht ihr darüber, wie das für Euch war. Du wirst staunen, wie gut das funktioniert. Auch wenn es am Anfang noch etwas Uebung braucht.

Wenn Du Lust hast, mehr über konstruktive Kommunikation zu erfahren und zu lernen, empfehle ich Dir folgendes Büchlein: „MiniMax-Interventionen“ von Manfred Prior (Car-Auer-Verlag). Sehr spannend und auch mit viel Humor geschrieben. Auch Bücher über „gewaltfreie Kommunikation“ von M.B. Rosenberg entwickelt, können dabei helfen eine andere, neue Form im Gespräch zu finden.

In diese Sinne alles Gute und viel Freude am experimentieren und kommunizieren

Herzlichst Roberta

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