Verantwortung und Belastung im Kinderwunsch28.11.18

Tagebuch für den Kinderwunsch

 

Wenn Verantwortung übernehmen während der Kinderwunschzeit zuviel wird

Eines der urweiblichsten Themen ist es, Verantwortung zu übernehmen! Bestimmt kennst auch Du das nur allzu gut! Auch wenn wir heute im 21. Jahrhundert leben, ist es doch immer noch so, dass wir Frauen dazu erzogen werden oder in die Rolle der Frau hineinwachsen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist natürlich auch eine gute Sache. Denn es ist wichtig, sich bewusst zu machen, wofür und vor allem für wen ich Verantwortung übernehmen soll, kann oder muss?!

Die Aufgaben sind im Erwachsenenalter sehr vielfältig…! Wir übernehmen Verantwortung für unsere Arbeit, unsere Familien, unseren Freundeskreis. Wir übernehmen Verantwortung dafür, dass wir als Frau in dieser Gesellschaft anerkannt, beliebt und erfolgreich sind. Das bedeutet allerdings in vielen Fällen, dass wir, wenn es darum geht, für uns und unsere Weiblichkeit Verantwortung zu übernehmen, nicht mehr viel Kapazität, Zeit oder Energie übrig haben.

Wie zuviel Verantwortung im Kinderwunsch uns belasten kann

Wenn der Wunsch nach einem Kind entsteht, machen sich viele Frauen Gedanken darüber, wie sie sich und ihren Körper optimal vorbereiten können. Denn es soll ja bald klappen und die Schwangerschaft soll gut und komplikationslos verlaufen und unser Kind gesund auf die Welt kommen. Es beginnt oft schon damit, dass die Ernährung umgestellt wird, Vitamine genommen werden, auf Alkohol grössteteils verzichtet und auch das Rauchen eingestellt wird.

Auch wenn wir Anfangs noch einigermassen entspannt sind, steigert sich die Spannung mit jedem Monat, in dem es nicht klappt. Fragen tauchen auf: Stimmt etwas mit mir nicht? Mache ich etwas falsch? Was kann ich noch optimieren? Vielleicht sollte ich dies und jenes tun oder auf dies und jenes verzichten!  Frauen übernehmen also hier schon sehr viel Verantwortung, die sie sich von Monat zu Monat mehr und mehr auf die Schultern laden!

Im Gedankenkarussell unterwegs…

Natürlich wird auch gerne auf das Internet zurückgegriffen. Erfahrungsberichte werden gelesen, Tips und Ratschläge in Foren oder Ratgeberseiten durchforstet. Man könnte noch dies probieren, oder das….?! Mehr und mehr steigert sich das Gefühl bei den Frauen, es liegt an ihnen, etwas stimmt nicht mit ihnen! Denn bei allen anderen klappt es doch! Verschiedene Therapien werden ausprobiert, diverse Tees und Kräuter eingenommen, der Zyklus wird per App, Thermometer, Eisprungstäbchen oder Fruchtbarkeits- computern überwacht. Je mehr Verantwortung wir übernehmen, desto mehr steigt auch die Enttäuschung und Ratlosigkeit, wenn es dann immer noch nicht klappt.

Den Partner und das Umfeld schonen und die Verantwortung alleine tragen?

Auch wenn Paare zu Beginn der Kinderwunschzeit noch viel übers schwanger werden reden, Pläne machen für die Zukunft als Familie, lässt häufig beim Mann der Fokus darauf mit der Zeit nach. Das ist einerseits auch natürlich, denn es sind ja wir Frauen, die in unserem Körper stecken, den wir tagtäglich beobachten und nach allen möglichen Anzeichen durchleuchten. Für Männer ist es auch schwierig, ihre Frauen traurig oder leiden zu sehen. Das wiederum erzeugt in vielen Frauen das Gefühl, ihrem Partner sei das Thema weniger wichtig, ja mit der Zeit sogar eher lästig! Sie wollen ihren Mann einerseits mit ihren Stimmungsschwankungen nicht belasten und haben andererseits Angst, dass wenn sie sich zu sehr hineinsteigern, ihr Partner dann vielleicht irgendwann gar nicht mehr will und den Kinderwunsch aufgibt. Das miteinander darüber reden wird deshalb zunehmend schwieriger. Dabei ist es oft so, dass der Mann sich auch und immer noch ein Kind wünscht, aber anders damit umgeht. Doch wir Frauen übernehmen auch hier oft die alleinige Verantwortung. Auch die Familie, die sich ein Enkelkind, einen Neffen oder eine Nichte wünscht und bei jedem Treffen nachfragt oder verstohlen auf unseren Bauch schaut, möchte man nicht „unnötig“ mit unserer Ratlosigkeit und Traurigkeit belasten. Irgendwie tendieren viele Frauen dazu, diesen schwierigen Weg mit sich selbst auszumachen und alleine die Lösung zu finden. Aber vergesst nicht, es braucht zumindest zwei dazu, ein Kind zu bekommen!

Sex nach Kalender

Natürlich macht es nicht so viel Spass, ständig Sex nach Kalender, Temperaturkurve oder Ovulationstests zu haben. Die Männer fühlen sich unter Druck und Erfolgszwang – auch wenn sie sich ja ebenfalls ein Kind wünschen. Manchmal klappt es dann vielleicht nicht, oder man hat einfach keine Lust, so auf Kommando! Dann fühlt sich der Mann häufig schuldig, oder eben die Frau, weil sie ja ihren Partner gedrängt hat und er so nach Kalender halt nicht in Stimmung ist. Das führt zu Missverständnissen und kann auch längerfristig eine emotionale Distanz erzeugen. Man spricht nicht mehr darüber. Die Frauen haben das Gefühl, ihren Mann zu sehr zu bedrängen und machen dann wieder alles mit sich alleine aus. Was wiederum dazu führt, dass sie sich tatsächlich alleingelassen fühlen und sich umso mehr im Geankenkarussell drehen, ohne einen echten (Aus)-Weg zu finden.

Wie findet man wieder zueinander als Paar und kann den Kinderwunschweg gemeinsam gehen?

Das allerwichtigste ist es, miteinander zu reden und seine Gefühle, Gedanken, Aengste und Unsicherheiten darzulegen. Dabei geht es nicht darum, den Partner zu schonen oder nicht allzu sehr belasten zu wollen, sondern einfach darum, ehrlich und sich selbst zu sein und zu sich selbst zu stehen. Wichtig ist es natürlich in solchen Gesprächen keine Anschuldigungen oder Vorwürfe zu machen. Weder dem Partner noch sich selbst gegenüber! Denn schlussendlich seid ihr doch einfach ein Paar, welches sich ein Kind wünscht – und zwar gemeinsam! Sich alles von der Seele zu reden tut nicht nur gut, sondern schafft auch ganz viel Nähe. Gemeinsam können z.B. Strategien oder Pläne besprochen oder entwickelt werden, wie man in Zukunft mit der Situation umgehen könnte. Beschliesst ihr vielleicht, Euch Expertenrat zu suchen, dann solltet ihr unbedingt auch gemeinsam dort hingehen.

Kinderwunsch-Tagebuch

Wenn das Reden schwer fällt, weil vielleicht schon einiges an Distanz in der Kinderwunschzeit entstanden ist oder es dem einen Partner leichter fällt, über sich und seine Gefühle zu sprechen, könntet ihr auch ein Kinderwunsch-Tagebuch anlegen. Sucht Euch gemeinsam ein schönes Tagebuch aus, in welches ihr, wann immer ihr möchtet und was immer ihr möchtet hineinschreiben oder –zeichnen könnt. Das muss nicht immer ein „Roman“ sein. Vielleicht ist es gerade heute nur ein lachendes oder auch weinendes Gesicht, vielleicht ein Gedicht oder auch ein längerer „Brief“. Das Buch sollte an einem Ort liegen, an dem ihr beide Zugang dazu habt. Der Partner kann dann immer nachlesen oder nachschauen, was hineingeschrieben worden ist und z.B. darauf reagieren. Sei es mit einem eigenen Kommentar, aber auch direkt in einem persönlichen Gespräch, einer Umarmung oder einer liebevollen Geste. So erschafft ihr etwas zusammen und die Nähe zwischen Euch wird und kann wieder wachsen! Denn es geht darum sich einander mitzuteilen und vor allem zuzumuten.  Und so wird Euer Weg zum Wunschkind kein einsamer mehr, sondern ein gemeinsamer!

Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute

Roberta

Kontakt Dienstleistungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert