Verhalten nach einem IVF oder ICSI Transfer16.06.20

Verhalten nach einem Embryo-Transfer

Wie soll ich mich nach einem Embryonen-Transfer verhalten: Das Geheimnis des Clowns

In meiner Praxis habe ich auch immer wieder Frauen und Paare, deren Kinderwunschweg nicht ganz so einfach war. Meist sind es dann medizinische Hintergründe, die dazu führen, dass ein Paar eine künstliche Befruchtung wählt. Obwohl man inzwischen weiss, dass alleine in der Schweiz ca. jedes 5. Paar nicht auf natürlichem Weg schwanger werden kann, ist es immer noch ein Tabu-Thema. Man spricht nicht darüber, weil es häufig mit Scham verbunden ist. Frauen, wie auch Männer fühlen sich minderwertig, wenn sie die Diagnose Unfruchtbarkeit, bzw. verminderte Fruchtbarkeit erhalten. Was man als selbstverständlich erwartet hat, nämlich problemlos schwanger zu werden, kann zu einem langen, beschwerlichen und sowohl an den Nerven, wie auch am Portemonnaie zehrenden Weg werden. Wenn der erste Schritt dann mal getan ist und das Paar in einer Kinderwunschklinik zur Behandlung ist, folgen noch viele weitere Schritte und Hürden, die es zu meistern gilt.

Mit IVF oder ICSI schwanger werden

Nachdem in einer Kinderwunschklinik-, oder Praxis eingehende Abklärungen gemacht worden sind, wird den Paaren entweder eine IVF (In Vitro Fertilisation) oder eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) vorgeschlagen. Beim IVF werden Eizellen und Spermien in einem Reagenzglas zusammengebracht und es findet eine natürliche Befruchtung statt. Bei der ICSI Methode wird ein Spermium ausgewählt und dann mittels Mikromanipulator direkt in die Eizelle injiziert. Diese zweite Methode wird vor allem dann angewandt, wenn vorgängige IVF-Behandlungen fehlgeschlagen sind, oder die Spermienqualität des Mannes sehr eingeschränkt ist.

Zuversicht trotz Ungewissheit

Beide Methoden sind vor allem mit grossen Belastungen seitens der Frau verbunden. Hormone, die über Wochen gespritzt werden müssen. Regelmässige Kontrollen beim Gynäkologen. Nebenwirkungen, Schmerzen und Unwohlsein können ebenso auftreten. Und dabei noch die Ungewissheit, ob es denn auf diesem Weg endlich klappen wird, mit dem ersehnten Kind.

Die einzelnen Schritte

Start

Nach eingehenden Abklärungen im Kinderwunschzentrum wird für jedes Paar ein individueller Plan erstellt. Dieser basiert auf den Analysen hauptsächlich der Frau, wie z.B. Hormonstatus, vorgängige Behandlungen und eventuelle Erfolge bzw. Misserfolge. Begonnen wird meistens mit einer sogenannten Down Regulation. Das heisst, die Frau wird mittels Hormonen in eine Art künstliche Wechseljahre versetzt und das weibliche Zyklussystem sozusagen lahmgelegt. Der Grund dafür ist, dass man dem Körper vorgaukeln will, dass jetzt Schluss ist und die fruchtbare Phase beendet. Die Down Regulation kann je nachdem zwischen 2 und 4 Wochen dauern. Danach setzt meistens eine sogenannte Abbruchblutung ein, wenn die Down Regulations-Hormone abgesetzt werden.

Stimulation

Der nächste Schritt ist dann die Stimulation der Eierstöcke. Hier kommt jetzt das Resultat der Down Regulation zum tragen. Wenn die meisten Frauen in einem regulären Zyklus ca. 1-2 Eizellen bis zur Reifung produzieren, ist hier das Ziel möglichst viele sogenannte Follikel heranreifen zu lassen. Da vorab ja dem Körper mittels Hormonen gesagt wurde, es ist vorbei mit der Fruchtbarkeit, versuchen nun die Eierstöcke nochmals richtig Gas zu geben und so viele Eizellen wie möglich zu produzieren. Denn es könnte ja danach schon wieder vorbei sein. Wenn dann die Follikel in den Eierstöcken eine gewisse Grösse erreicht haben, wird der Eisprung – wieder mit Hormonen – ausgelöst.

Punktion

In einem nächsten Schritt folgt dann die Punktion. Das heisst die Follikel werden in einer Kurznarkose mit einer feinen Kanüle aus den Eierstöcken abgesaugt. Je nachdem, ob IVF oder ICSI Methode werden sie dann mit den Spermien zusammengeführt oder direkt im Labor befruchtet. Nach 2-5 Tagen können die befruchteten Eizellen dann in die Gebärmutter transferiert werden. Dabei wählt man die besten Embryonen aus, meist ein bis zwei. Die restlichen werden dann kryokonserviert, also eingefroren.

Embryo-Transfer: Der grosse Tag und Beginn einer Schwangerschaft

Der Tag, an dem ein oder zwei Embryos in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden, ist für die meisten Paare mit Freude, aber auch Aengsten verbunden. Denn sie wissen, dass nun zwei Wochen des Wartens folgen, bis es zu einem Schwangerschaftstest kommt und man weiss, ob es geklappt hat. Dementsprechend sind auch die Gefühle gemischt. Für Paare, welche das Prozedere zum ersten Mal erleben, ist auch noch viel Unsicherheit dabei. Vor allem die Frau möchte jetzt alles richtig machen. Was kann, was darf ich machen, was nicht? In den Kinderwunschzentren wird meistens gesagt, man solle sich ganz normal verhalten. Denn, wenn man natürlich schwanger wird, weiss man es ja auch nicht und dementsprechend verhält man sich auch nicht anders. Doch hier ist die Ausgangslage ganz anders. Denn in dem Moment, in dem ein oder zwei befruchtete Eizellen, oder Embryonen in die Gebärmutter der Frau transferiert werden, ist sie ja schon schwanger. Natürlich kann man sich jetzt fragen, wann beginnt das Leben überhaupt? Doch ist ja jede Zelle von uns lebendig, entwickelt sich und arbeitet für uns. Umso mehr, wenn eine Verschmelzung des weiblichen und des männlichen stattgefunden hat. Also ein Teil der Frau und ein Teil des Mannes. Hier gibt es also schon eine Verbindung, nicht nur auf der physischen Ebene. Denn mit dem Transfer beginnt auch eine grosse Hoffnung.

Verhalten während des Transfers

Ich finde es unglaublich wichtig, dass der Mann bei dem Transfer dabei ist. Denn es geht ja um das Paar und um den gemeinsamen Wunsch nach einem Kind. Deshalb sollte auch der Transfer und die Zeit danach so gestaltet werden, dass das persönliche, intime – welches bei einer natürlichen Befruchtung ja gegeben ist – auch einen Platz hat. Manche Frauen erzählen mir, dass sie Angst haben, es könnte nicht klappen und deshalb versuchen, möglichst nicht daran zu denken, bzw. sich auch danach abzulenken. Das ist zwar verständlich, doch auch schade. Denn im Transfer-Moment beginnt etwas, woraus sich möglicherweise eine Zukunft entwickelt, ein Kind. Ich empfehle deshalb, dass man sich voll und ganz darauf einlässt, ohne Wenn und Aber. Denn die Enttäuschung, falls sie dann kommen sollte, kommt sowieso. Aber die Hoffnung und die Freude sollten stärker sein. Denn Euer Kind hat es verdient, dass ihr es aus ganzem Herzen empfangt und mit Eurer ganzen Liebe begleitet, solange es bleiben kann.

Welche Rolle ein Clown beim Transfer spielt

In einer Studie, die in einer Kinderwunschklinik in Israel gemacht wurde, wurden 220 Frauen aufgenommen. Es wurden zwei Gruppen gebildet. Bei der einen Gruppe, wurde ein Clown nach dem Transfer zu den Frauen/Paaren geschickt, der seine Spässe machte. Bei der anderen nicht. In der Gruppe mit dem Clown kam es zu 36% Erfolgsquote und einer Schwangerschaft. Bei der Gruppe ohne Clown nur 20%. Was sagt uns das? Wenn wir nach einem Transfer lachen können und gute Laune bekommen, werden Glückshormone ausgeschüttet, sogenannte Endorphine. Das Lachen bewirkt auch, dass die Durchblutung angeregt wird, was ebenso wichtig ist für das Fortbestehen der Schwangerschaft. Siehe auch Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/die-heilende-kraft-des-lachens/Ausserdem fühlen wir uns, wenn wir von Herzen lachen können, einfach gut und wohl und auch die seelische Stimmung wird deutlich angehoben. Im Gegensatz dazu das Bild eines Paares, welches ängstlich und angespannt nach dem Transfer ist. Wohl hoffend, aber doch auch zurückhaltend. Welche Gefühle sind dann da? Wie fühlt sich der Körper an, der Bauch und die Gebärmutter?

Vom Witzbüchlein bis zum Fotoalbum

Ich erzähle den Frauen, die bei mir sind und eine IVF oder ICSI Behandlung machen gerne von diesem Experiment mit dem Clown. Natürlich können und müssen wir jetzt nicht einen Clown in die Kinderwunschklinik bestellen. Aber es gibt einige Möglichkeiten, wie wir kreativ mit dem Thema umgehen können. So haben mir Frauen in den letzten Jahren z.B. folgendes erzählt:

Die Schwester einer Frau hat für sie ein Witzbüchlein gestaltet und es ihr für den Transfer mitgegeben.

Die Familie einer anderen Frau hat ihr kleine Briefe geschrieben und ihr damit nicht nur gute Wünsche übermittelt, sondern auch kleine, lustige Anekdoten die gemeinsam erlebt wurden. Ein weiteres Paar hat ein Fotoalbum mitgenommen, mit Ferienbildern aus einem schönen und gelungenen Urlaub. Ein anderes hat sich nach dem Transfer einen Teil ihres Lieblingsfilmes eines franzöischen Komikers angeschaut. Du siehst, es gibt ganz viele Möglichkeiten. Wichtig ist es, dass wir uns gut und entspannt fühlen und damit ein Wohlgefühl verbinden, welches sich auch auf unser soeben empfangenes, zukünftiges Kind überträgt.

Weitere Gedanken zum Transfer und der Zeit danach

Ich ermutige die Frauen und Paare auch dazu, ihr zukünftiges Kind während des Transfers ganz bewusst willkommen zu heissen. Man kann dies auch mit einer Visualisierung verbinden und sich dabei vorstellen, wie das Kind sich in der Gebärmutter einnistet. Wie es sich ganz wohl und geborgen fühlt und alles hat, was es braucht, um weiter zu wachsen. Wichtig dabei ist, keine Forderungen an das Kind zu stellen. „Bitte bleib.“ Oder „Du musst jetzt bleiben.“ Denn es geht ja um Deinen Wunsch und den Wunsch Deines Partners. So könnte man dem Kind z.B. sagen: „Ich freue mich, dass Du jetzt da bist.“ Und dann geht es wirklich darum, jeden Tag zu geniessen. Denn jeder Tag ist einzigartig und kommt nicht mehr wieder.

Als Paar die Zeit geniessen

Versuche den Fokus darauf zu legen und nicht auf den noch ungewissen Ausgang. Gib Dir und Deinem Kind eine Chance, sei präsent und ganz für Dein Kind da. Denn Dein zukünftiges Kind braucht jetzt Deine ganz Aufmerksamkeit und Liebe. Genauso wichtig ist natürlich auch der Partner und zukünftige Vater. Auch wenn das Geschehen im Körper der Frau stattfindet, ist es doch auch ein Teil von ihm, welcher hier heranwächst. Ein schönes Ritual könnte z.B. sein, dass der Mann jeden Tag seine Hände auf die Gebärmutter der Frau legt und sie ihre dazu. Während dieser Zeit können beide ihre guten und liebevollen Gedanken zum Kind schicken oder diese auch gemeinsam formulieren. Zeit zu zweit ist enorm wichtig in dieser Phase des Wartens. Viel Ruhe, ein schöner Spaziergang durch den Wald, gutes, nährendes und warmes Essen und trinken. Genügend Schlaf und Dinge, die Freude machen. Versuche diese Zeit so für Dich und Deinen Partner zu gestalten, dass es eine besondere wird. Eine, an die ihr Euch immer erinnern werdet, ungeachtet dessen, wie sie ausgehen wird. Denn ihr habt die Reise mit Hoffnung begonnen und mit Liebe. Und genauso sollte sie auch weitergehen.

Ich wünsche allen Paaren, die diesen Weg zu ihrem Kind von Herzen alles Gute!

Herzlichst, Roberta

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