Der Mann im Kinderwunsch13.07.20

Der Mann im Kinderwunsch

Welche Rolle spielt der Mann im Kinderwunsch

In meiner Praxis sehe ich meistens nur die Frauen, wenn es ums Thema schwanger werden geht. Ab und zu kommt auch mal der Partner mit oder ich schlage selbst ein Gespräch zu dritt vor. Auch wenn der Wunsch nach einem Kind und Familie ein gemeinsamer ist, übernehmen die Frauen doch meistens die Hauptverantwortung für das Gelingen. Natürlich ist das auch nachvollziehbar, denn es spielen hier verschiedene Faktoren eine Rolle. Doch höre ich oft von den Frauen, dass sie sich trotzdem wünschten, ihr Mann und Partner würde sich mehr einbringen und dabeisein.

Siehe auch mein Blog:https://fruchtbarkeitsmassage.ch/verantwortung-und-belastung-im-kinderwunsch/

Die Rolle der Frau beim schwanger werden

Viele Frauen machen sich grosse Sorgen, wenn es nach einer gewissen Zeit und auf natürlichem Weg nicht klappt, mit dem schwanger werden. Sofort wird nach den eigenen eventuellen Defiziten gesucht. Bin ich vielleicht schon zu alt? Stimmt etwas mit meinem Körper oder meinen Hormonen nicht? Bin ich zu sehr gestresst? Sollte ich mich anders ernähren, mehr Sport treiben oder Vitamine nehmen? Das monatliche zyklische Geschehen findet ja ausschliesslich im Körper der Frau statt. Und wenn der Wunsch nach einem Baby da ist, beginnen die meisten ihren Körper ganz genau zu beobachten. Jedes kleinste Anzeichen wird interpretiert und hinterfragt. Man sucht im Internet nach Antworten oder möglichen Lösungen und schon bald einmal geht man zum Gynäkologen und/oder einem Therapeuten/einer Therapeutin um abzuklären oder zu unterstützen. Viele Frauen geraten in einen regelrechten Aktionismus und haben Angst, dass wenn sie nicht alles probiert und getan haben, etwas zu verpassen und sie auch nicht schwanger werden können. Das Vertrauen in sich und den Körper schwindet so zunehmend.

Wie steht der Mann zum schwanger werden?

Der Mann hat natürlich einen grossen Vorteil, bzw. zwei! Einerseits hat er keinen Zyklus, auf den es Rücksicht zu nehmen gilt und andererseits auch keine Zeitlimite wie die Frau. Das heisst ein Mann kann auch noch im höheren Alter Vater werden. Bei der Frau hingegen tickt die biologische Uhr. Deshalb sind Männer meistens auch viel entspannter bei der Sache. Viele Frauen sagen mir zwar, dass ihnen das helfen würde, aber andererseits fühlen sie sich genau deshalb auch oft alleingelassen. Denn gerade der Aktionismus, die Sorgen und Aengste der Frauen sind für die meisten Männer nicht nachvollziehbar. Oft finden sie es sogar übertrieben oder es stresst sie. Grundsätzlich ist es doch meistens so, dass Frauen eher das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen. Doch weil sie denn Mann oftmals nicht damit belasten wollen, tun sie es nicht und behalten ihre Sorgen für sich. Das führt unweigerlich auch zu einer gewissen Distanz. Denn auch wenn man nicht darüber spricht, spürt der Partner doch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auf der anderen Seite habe ich auch schon von Männer gehört, dass sie der Partnerin gerne mehr beistehen würden, aber sich irgendwie hilflos fühlen und nicht wissen wie. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind kann irgendwann zu einem grossen Druck werden, der die Partnerschaft belastet. Siehe auch Blog:

https://fruchtbarkeitsmassage.ch/das-eichhoernchen-eine-wahre-geschichte-des-kinderwunsches/

Was kann Mann also tun?

Zuerst einmal ist die offene Kommunikation das wichtigste. Das gilt grundsätzlich für Beziehungen. Nur so kann man den Partner auch verstehen und nachvollziehen, wo er/sie steht und wie es ihm/ihr geht. Das heisst für den Mann ruhig auch mal nachfragen bei der Frau. Zum Beispiel wissen viele Männer wenig bis nichts über den Zyklus der Frau. Doch der ist entscheidend bei einer natürlichen Empfängnis. Denn eine Befruchtung kann nur zum Zeitpunkt des Eisprungs stattfinden. Manche Frauen erzählen mir, dass es den Mann stresst, wenn sie ihn darauf aufmerksam machen, dass sie ihre fruchtbaren Tage haben. Denn jetzt müsste er ja „können“. Und genau daran scheitert es oft; nämlich an der gegenseitigen Erwartungshaltung. Wenn der Sex dann nur noch um den Eisprung herum stattfindet, geht es nicht mehr um die körperliche Nähe, Liebe und Lust, sondern nur noch um die Reproduktion. Lösen liesse sich das z.B. mit einem offen zugänglichen Zykluskalender, in den die Frau alles einträgt, was wichtig ist (Menstruation, Symptome, fruchtbare Phase etc.). So könnte der Mann immer wieder mal reinschauen und mitverfolgen, wo seine Frau gerade im Zyklus steht und auch wie es ihr geht. Das ist übrigens auch für beide hilfreich. Siehe mein Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/zyklusberechnung-fuer-den-kinderwunsch/

Abklärungen beim Mann

Wir Frauen gehen ja mindestens 1x jährlich zur Kontrolle zum Gynäkologen. Der Mann tut dies nie, ausser es ist etwas nicht in Ordnung. Deshalb weiss er meistens über seine reproduktiven Fähigkeiten wenig bis nichts. Was eigentlich schade ist, denn auch beim Mann können verschiedene Sachen auftauchen, die nicht nur seine Fruchtbarkeit tangieren. Wenn der Kinderwunsch also schon länger vorhanden ist und es noch nicht geklappt hat, werden die ersten Untersuchungen immer bei der Frau gemacht. Obwohl mittlerweile bekannt ist, dass es zu ca. 50% auch beim Mann liegen kann. Männer scheuen sich allderdings häufig davor zum Urologen zu gehen und auch ein Spermiogramm machen zu lassen. Denn sie haben Angst davor, dass wenn etwas nicht in Ordnung ist, es ihre Männlichkeit mindert. Obwohl das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Deshalb wäre es auch eine schöne Geste des Mannes gleichzeitig mit der Frau konkrete Abklärungen machen zu lassen. Ich empfehle sich nicht nur auf ein Spermiogramm zu reduzieren, sondern gleich bei einem Urologen alles untersuchen zu lassen. Dazu gehört: Spermiogramm (Menge, Geschwindigkeit, Morphologie), Hormonwerte, Untersuchung der äusseren Geschlechtsorgane und der Prostata, Abklärung von möglichen Infektionen (z.B. Chlamydien, die zwar unbemerkt sein, aber die Fruchtbarkeit einschränken können).

Weitere Möglichkeiten als Mann, seine Frau zu unterstützen

Der Kinderwunsch entsteht ja durch die Liebe zweier Menschen und dem Wunsch danach, gemeinsam das Abenteuer Familie zu erleben. Das bedeutet auch eine gewisse Verpflichtung, die man eingeht. Denn auch wenn man als Paar eines Tages nicht mehr zusammen ist, bleibt man ein Leben lang Eltern der gemeinsamen Kinder. Frauen haben genau diesbezüglich auch oft konkrete Aengste. Was wird sein, wenn wir uns eines Tages trennen und ich dann alleine mit dem Kind/den Kindern bin? Oder was ich auch oft höre ist, dass die Frau Angst hat, der Mann könnte sie verlassen, wenn sie nicht schwanger wird. Ebenso ist der Druck von den Familien auch manchmal ein Thema. Es ist für eine Frau deshalb sehr wichtig zu wissen, dass ihr Mann und Partner vollkommen zu ihr steht und sie auch wertschätzt und liebt, wenn sie (noch)nicht schwanger ist oder werden sollte. Das sollte der Mann ganz klar und deutlich kommunizieren. Frauen wünschen sich oft, dass auch ihr Partner das Thema Kinderwunsch anspricht und es nicht immer umgekehrt ist. Gemeinsam könnten auch Strategien gefunden werden, wie man als Paar damit umgeht und nicht jeder für sich alleine. Somit stellt man wieder die Verbindung zu jenem Moment her, als der Wunsch das erste Mal entstand. Auch die eigene Rolle als zukünftiger Vater oder die Beziehung zum eigenen Vater können Themen sein, über die ein Mann reflektieren und auch sich so seiner Partnerin mitteilen kann: Blog: https://fruchtbarkeitsmassage.ch/muetterliche-und-vaeterliche-liebe-fuer-dich/

Die Frau liebevoll stärken

Der Mann könnte beim Kinderwunsch auch ganz konkrete Aufgaben übernehmen und somit seine Frau nicht nur entlasten, sondern ihr damit zeigen, wie wichtig sie ihm ist und dass auch er den Kinderwunsch ernst nimmt, ohne verbissen zu sein. Zum Beispiel:

  • Der Frau regelmässig den Bauch massieren
  • Wenn die Frau Schmerzen hat, ihr einen Tee kochen und/oder einer Wärmflasche bringen
  • Während der Menstruation mehr Hausarbeit/Kochen übernehmen, damit die Frau ruhen kann
  • Ein wohltuendes Fuss-, oder Vollbad vorbereiten und danach vielleicht noch die Füsse massieren
  • Die Einkäufe übernehmen
  • Für die Frau etwas Gutes und Stärkendes kochen
  • Die Frau mit einer kleinen Aufmerksamkeit überraschen
  • Einen romantischen Abend oder Tag planen und Zeit zu zweit geniessen
  • Wenn die Frau traurig ist, einfach zuhören und sie in den Arm nehmen. Mehr braucht es oft nicht.
  • Sich dafür interessieren, was die Frau bereits zum Thema Kinderwunsch gelesen hat

Das sind einige Gedanken zum Thema. Bestimmt fällt Euch noch mehr dazu ein. Wie gesagt, wichtig ist, dass ihr Euch mit dem Partner/der Partnerin austauscht und diesen Weg wirklich gemeinsam geht. Denn Euer zukünftiges Kind braucht Euch beide. Und Eure Liebe wird für Euer Kind das Nest der Geborgenheit bedeuten, in dem es sich nicht nur willkommen fühlt, sondern sicher und behütet für immer.

Herzlichst Alles Gute!

Roberta

 

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