Wie Beten als Zwiesprache helfen kann04.08.20

Beten als Alltagshilfe

Die Macht des Gebetes in unserem Leben

Wenn ich hier über das Thema Beten und Gebete schreibe, muss ich zuerst einmal vorausschicken, dass ich selbst kein religiöser Mensch im traditionellen Sinne bin. Zwar bin ich – durch meine Eltern – katholisch gewesen und habe auch die üblichen Schritte wie Religionsunterricht, Kommunion und Firmung gemacht. Doch ansonsten wurde bei mir zuhause kein grosser Wert auf Religion gelegt. Es wurde weder gebetet, noch sonntäglich in die Kirche gegangen. Ich hatte also keinen wirklichen Bezug zu Religion. In der Pubertät habe ich dann, wie so viele, eine rebellische Phase durchgemacht und mich auch mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich merkte so sehr bald, dass ich mit den Regeln, Traditionen und vor allem der Politik der katholischen Kirche nichts anfangen konnte und bin deshalb mit 18 Jahren ausgestiegen.

Was bedeutet Religion überhaupt?

Zu den grossen Themen hat jede Religion verschiedene Ansichten und so ist auch die Entstehungsgeschichte unserer Welt davon abhängig; wie auch das Menschenbild und wie der Mensch im religiösen Sinn zu leben hat. Manchmal unterscheiden sich die Erklärungen der Religionen grundsätzlich voneinander. Und doch sind sie sich dann auch wieder ähnlich oder haben parallele Wertvorstellungen. In den Grundsätzen geht es um die (Entstehungs)-Geschichte, eigene Schriften (wie z.B. die Bibel, den Koran oder die Thora), Festtage, Alltagsregeln und wichtige Orte. Nebst den 5 grossen Weltreligionen: Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus gibt es noch unzählige weitere Religions- und Glaubensgemeinschaften auf der ganzen Welt. Grundsätzlich geht es oft in erster Linie um Zugehörigkeit und damit dem Grundbedürfnis des Menschen. Sich zugehörig zu fühlen unter Gleichgesinnten, gleiche Werte und Lebensvorstellungen zu haben und sie zu leben. Damit verbunden natürlich auch die entsprechenden Regeln, die von extrem streng und konservativ bis sehr tolerant und liberal variieren können.

Ist Beten eine religiöse Handlung?

Viele Menschen sind mit irgendeiner Form von Beten aufgewachsen. Auch wenn es vielleicht „nur“ am Abend ein kleines Gebet vor dem Zubettgehen war. Meist verliert sich das dann im Erwachsenenleben und man hat keinen Bezug mehr dazu. Ebenso denken die meisten beim Thema Beten gleich entweder an eine Kirche, Synagoge, Moschee oder weiteres. Oder auch an gewisse Feste und Bräuche, wie z.B. eine Hochzeit, Taufe oder Beerdigung. Beten ist in der Regel mit einer Figur verbunden, die wir aus unserer oder einer bekannten Religion kennen. Das heisst, wir beten zu Gott, Allah, Buddha, Shiva, oder anderen Gottheiten und Führern. Das Ziel eines Gebetes ist es meist um Führung, Schutz oder Vergebung zu bitten oder zu danken. Während eines Gebetes zieht man sich zurück in sich selbst und sucht Zwiesprache mit etwas Höherem (was immer das für den jeweiligen Menschen ist). Man wünscht und erhofft sich darin Trost, Zuspruch, Kraft, Zuversicht und Geborgenheit zu finden. Das ist wohl absolut legitim und jeder Mensch braucht das. Doch müssen wir ein Gebet zwingend an einen Gott richten? Müssen wir überhaupt ein Gebet an eine bestimmte Figur richten? Könnte es nicht auch etwas ganz anderes sein und könnten auch wir selbst unser Gebet ganz anders ausrichten?

Der Inhalt und Sinn eines Gebetes

Wenn wir beten, dann hat das meistens einen bestimmten Grund und ebenso einen Inhalt. Es kann aus einer bestimmten (Lebens)-Situation heraus entstehen, einer persönlichen Krise, aber auch aus einem Glücksmoment, in dem wir dankbar und glücklich sind, für das, was wir haben und sind. Auch Fragen, auf die wir keine Antwort finden, sind häufig der Grund eines Gebetes. Wir suchen und erhoffen uns Antworten, Verstehen oder auch Unterstützung in der Annahme einer Situation, eines Problems. Natürlich könnte man jetzt sagen, all dies kann ich doch auch mit nahen Mensch besprechen oder dort um Rat und Begleitung ersuchen. Doch jeder kennt auch das; nicht immer kann und möchte man andere Menschen damit belasten. Und manchmal möchte man das auch am liebsten mit sich selbst ausmachen und in sich selbst eine Lösung finden. Deshalb das Zwiegespräch mit einer „höheren Macht“. Man könnte aber ein solches Zwiegespräch oder Gebet auch als Beratung mit sich selbst betrachten. Dadurch, dass ich eine weitere Komponente hineinbringe, kann ich meine Gedanken und Anliegen besser formulieren bzw. externalisieren und so in eine Art inneren Dialog kommen.

Innehalten und Ruhe finden

Beten hat auch etwas spirituelles, ohne das gleich esoterisch zu betrachten. Auch meditieren ist eine Form des Betens. Denn auch hier geht darum, zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und neue Impulse zu finden. Um zu beten brauche ich auch kein „Gotteshaus“. Denn ich kann das absolut überall tun. Zuhause, im Büro, in der freien Natur, im Auto etc. Vielleicht suche ich aber einen bestimmten Ort auf, der mir dieses Gefühl von Ruhe vermittelt. Für mich persönlich ist es definitiv die Natur. Deshalb sage ich auch gerne, wenn ich auf dieses Thema angesprochen werde: „Die Natur ist meine Religion“. Denn dort findet sich alles und angesichts der ungeheuren Kraft und Schönheit der Natur, spüre ich auch immer eine Demut und Dankbarkeit, die ein Zwiegespräch – z.B. auch mit einem Baum, einer Blume oder einfach der Weite des Himmels – ermöglicht. Indem ich die kleinen Dinge betrachte und bewundere, die in der Natur einfach so vor unseren Augen sind, erscheinen mir die „grossen“ Probleme oft weniger schwer und belastend. In diesem Sinne geht es beim Beten ja auch darum, Erleichterung zu finden. Nicht immer sind konkrete Antworten wichtig. Wenn ich mich selbst wieder leichter fühle, kann auch um mich herum wieder viel mehr in Bewegung kommen. Denn ich bin nicht mehr nur verschlossen und in mich gekehrt, sondern kann mich wieder dem öffnen, was für mich möglich ist.

In einem Gebet Kraft finden

Indem ich meine Aengst, Wünsche und Sorgen formuliere, ist schon der erste Schritt getan. Oft erscheint uns ein Problem so gross, dass wir keine Ahnung haben, wie wir es lösen können. Wir wünschen uns dann diese Form von „göttlicher“ Hilfe, die uns einen Teil unserer Last abnimmt. Es ist also auch eine Form von Magie in einem Gebet. Dabei geht es eigentlich nicht darum, dass uns jemand etwas abnimmt, sondern in erster Linie darum etwas loszulassen. Und natürlich gehört zum Loslassen ein gewisses Vertrauen. Es kann Vertrauen in eine höhere Macht sein, Vertrauen ins Schicksal, welches es gut mit mir meint, aber die wichtigste Form von Vertrauen ist jene in mich selbst. Vertraue ich mir und traue es mir auch zu, aus einer bestimmten Situation wieder herauszukommen. Finde ich den Mut, einen Weg zu gehen, der auf den ersten Blick unbegehbar oder steinig ist. Für solche und viele weitere Situationen kann ein Gebet ungemein stärkend sein. Ich kann meinen Wunsch formulieren und ihn dann abgeben. Das heisst, ich muss nicht alleine die Last und Verantwortung des Gelingens auf meinen Schultern tragen. Somit kann ich auch wieder frei sein oder zumindest freier, als zuvor.

Zum Gebet finden

Um (wieder) einen Weg zum beten zu finden, kannst Du auch mit etwas einfachem beginnen. Zum Beispiel an einem schönen Sommermorgen einfach ein kleines Dankesgebet ans Universum schicken. Oder wenn Du Dir Sorgen über etwas machst und in Deinem Gedankenkreisen verhaftet bist, sende ebenfalls ein Gebet an jene „Adresse“, die Dir für Dein Anliegen die passendste erscheint. Ob das Gott ist, ein Baum, ein Engel, Dein Krafttier oder ein Ahne ist. Bitte um Führung, um Begleitung und Unterstützung, damit Du den für Dich richtigen Weg gehen kannst. Du wirst sehr bald merken, wie wohltuend so ein Gebet sein kann. Du fühlst Dich aufgehoben und weniger alleine. Und das gibt Kraft!

Für andere beten

Sehr häufig beten wir auch für andere Menschen. Menschen, die uns nahe sind oder deren Schicksal uns nahegeht! Wenn jemand krank ist, eine Prüfung zu absolvieren oder einen anderen wichtigen Moment im Leben hat. Jeder kennt das, dass man gute Wünsche ausspricht, wie z.B. „Ich werde an Dich denken“, „Wünsche Dir viel Glück“ „Gute Gesundheit und gute Besserung“, „Schicke Dir gute und stärkende Gedanken“ etc. Wie ist das für Dich, wenn Dir jemand solche Wünsche mitgibt? Es ist immer schön zu wissen, dass andere Menschen mir Gutes wünschen und an mich denken. Das stärkt und man fühlt sich mitgetragen. So gibt es auch verschiedene Glaubensgemeinschaften, die für andere beten; auch für Menschen, die sie nicht kennen. Ich habe selbst einmal vor einigen Jahren vor einer Operation in einem Kloster nachgefragt, ob man für mich beten könne, da ich Angst vor dem Eingriff hatte. Ich bekam eine positive Antwort und fühlte mich an jenem Tag so getragen in dem Wissen, dass diese Ordensschwestern für mich beten. Mein Glaube an das gute Gelingen und eine schnelle Heilung wurde dadurch viel stärker.

Gebete für den Erfolg von IVF Behandlungen

2001 wurde in Süd-Korea ein Experiment durchgeführt, an dem 219 Frauen teilnahmen. Alle Frauen hatten dieselben IVF Behandlungen, während eines gleichen Zeitraums. Die Studie wurde von einem Institut in den USA ausgewertet. Die Frauen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei man eine Doppelblind-Studie durchführte. Das heisst, worum es bei diesem Experiment ging, wussten sowohl die Frauen, als auch das Klinikpersonal. Doch welche Frauen in welcher Gruppe waren, wusste weder die einen noch die anderen. Nun bat man verschiedene Gebetsgruppen in den USA, Kanada und Australien für die eine Hälfte der Frauen und das Gelingen Ihrer Behandlung zu beten. Das Resultat war ganz erstaunlich! In der Gebets-Gruppe war die Schwangerschaftsrate 50%. Im Gegensatz zur Gruppe ohne Gebete, die nur 26% aufweisen konnte. Auch hier zeigt sich ganz deutlich, was für eine Kraft Gebete bzw. was für eine Macht positive Gedanken haben.

Mein eigenes kleines Ritual

Ich habe z.B. für mich selbst ein kleines Ritual, welches mir sehr wichtig ist. Bevor ich eine Fruchtbarkeits- oder Mayamassage mache, lege ich zu Beginn immer kurz einfach nur die Hände auf den Bauch der Frau. Ich gehe in mich und bitte um höhere Führung und dafür, dass ich diese Frau mit meinen besten Kräften, meinem Wissen und meiner Erfahrung begleiten darf und kann. Und dafür bedanke ich mich dann auch. Ich richte diese Bitte nicht an jemanden konkretes oder an ein bestimmtes Wesen, sondern frage einfach danach, dass ich unterstützt werde. Das gibt mir sehr viel Vertrauen und Kraft und somit kann ich dieses auch auf die Frau übertragen, welche bei mir Begleitung auf ihrem Weg sucht.

Ich wünsche Euch von Herzen Alles Gute und dass ihr die Schönheit und Liebe, die in so einem Gebet steckt, für Euch (wieder) finden könnt!

Roberta

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