Zuwenden statt Abwenden: Bedeutung für den Kinderwunsch30.03.20

 

Zuwenden statt Abwenden – Deine innere Haltung verändern

Ich habe schon viele Frauen auf ihrem Kinderwunschweg begleitet. Die Wege sind immer ganz unterschiedlich und doch gibt es gewisse Gemeinsamkeiten, wie Frauen darauf reagieren, wenn es nicht klappt mit dem schwanger werden. Die meisten wenden sich von sich selbst ab. Sie machen sich Vorwürfe, sind enttäuscht von sich und ihrem Körper und fühlen sich vom Schicksal benachteiligt. Das ist zwar nachvollziehbar, doch gleichzeitig auch schade. Denn mit dieser Haltung tun wir uns noch zusätzlich selber weh.

Wir brauchen uns und unser Vertrauen

Was auch oft passiert ist, dass wir beginnen uns selbst nicht mehr zu trauen und zu vertrauen. Wir werden immer kritischer, missbilligender und hinterfragen uns. Es fällt uns schwer, dieses Grundvertrauen zu bewahren – und falls es uns schon abhanden gekommen ist – wieder zu finden. Woraus soll ich die Kraft schöpfen? Wie soll ich überhaupt noch an mich glauben, wenn mein Körper mich ja im Stich lässt? Manchmal ist es fast eine Art Trotz, den wir uns selbst gegenüber empfinden. „Wenn mein Körper schon nicht das macht, was ich will, dann muss ich mich ja auch nicht um ihn kümmern.“ Oder man hat schon viel probiert und sich Mühe gegeben, die Bedingungen für eine Schwangerschaft zu verbessern. Ist z.B. in verschiedene Therapien gegangen, hat Vitamine und Mineralstoffe genommen. Bücher gelesen, die Ernährung umgestellt, Sport gemacht, Stress reduziert… Und trotzdem hat es nicht funktioniert. Es kann auch eine Art der Bestrafungs-Haltung entstehen. „Du machst nicht, was ich von Dir will, also bekommst Du auch nicht das, was Du willst.“ Doch dabei vergessen wir, dass wir uns damit ja selbst schaden. Und dass uns dies längerfristig nicht weiterbringt.

Wir wenden uns selbst täglich von uns ab

Diese gegen uns selbst gerichtete Haltung können wir auch mit folgender Situation vergleichen:

Stell Dir vor, Du bist bereits Mutter (oder vielleicht bist Du es ja auch tatsächlich schon). Du hast Deinem Kind aufgetragen, dass es sein Zimmer aufräumen soll, was es aber nicht getan hat, denn es wollte lieber noch etwas spielen. Nachdem Du es mehrmals ermahnt hast und vielleicht sogar etwas lauter und unwirscher geworden bist, ist auch das Kind mittlerweile angespannt und nervös geworden. Während es unwillig schlussendlich mit dem Aufräumen anfängt, stösst es sich den Kopf und beginnt laut zu weinen. Es ruft nach Dir oder kommt zu Dir, weil es getröstet und umarmt werden möchte. Doch Du verweigerst ihm das. Denn es hat ja nicht das getan, was und wann Du es von ihm wolltest. Und nun hat es sich selbst wehgetan; sozusagen selber schuld. Hätte es auf Dich gehört, wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Weshalb solltest Du ihm also nun Zuwendung geben, die es doch eigentlich gar nicht verdient hat?

Du kannst Deine Verhaltensmuster ändern

Du denkst jetzt vielleicht, wenn Du das liest, das ist ganz schön schlimm und abweisend. Das kann man doch mit einem Kind nicht tun! Du stellst Dir sicher auch vor, wie das Kind sich dabei fühlen muss. Alleingelassen mit seinem Schmerz und vor allem der Zurückweisung der Mutter, von der es sich doch Geborgenheit und Zuflucht erwartet hat. Doch genau dies tun wir oft mit uns selbst! Beobachte Dich in verschiedenen Situationen in Deinem Alltag und Du wirst erkennen, dass diese Ab- und Zurückweisung, die wir uns selbst geben, sehr häufig passiert.

Dein inneres Kind umarmen

Wie kannst Du diese Haltung Dir selbst gegenüber ändern? Zuerst einmal ist es sehr wichtig, dass Du lernst, Dich selber ernst zu nehmen. All Deine Gefühle – wie passend oder unpassend sie Dir auch in diesem Moment erscheinen – sind eine Manifestation Deiner Seele. Und die ist ein wichtiger Teil von Dir! Auch das Kind, welches sich den Kopf gestossen hat, möchte von Dir nicht nur getröstet, sondern auch in seinem Schmerz wahr- und ernstgenomen werden. Ungeachtet dessen, ob es jetzt Deine Anforderungen erfüllt hat, ob es brav oder ungezogen war. Denn in diesem Moment zählt nur das, was genau jetzt ist. Auch Du kennst das sicher, wie es sich anfühlt, wenn es einem mal nicht gut geht und jemand ist einfach da, um Dich zu trösten, zu halten, Dir gut zuzureden und mit Dir zu sein. Das ist unglaublich wohltuend und gibt uns ganz viel Kraft und Mut.

Schöpfe aus Deinem Herzen

Du kannst aber auch selber in diese Haltung Dir selbst gegenüber kommen. Stell Dir vor, dass Du wieder mal traurig bist, weil es nicht geklappt hat mit dem schwanger werden. Oder Du hast eine Behandlung gemacht, die nicht so funktioniert hat, wie Du es Dir erhofft hattest. Du bist auch wütend und ratlos und weist nicht mehr weiter. Statt nun all diese negativen Gefühle auf Dich selbst zu projizieren und böse auf Dich zu sein, nimm diese traurige, wütende, frustrierte und verletzte Frau, wie ein Kind – Dein inneres Kind – in den Arm. Statt Dich von Dir selbst abzuwenden, wende Dich zu. Stell Dir vor, wie Du diesen traurigen Anteil von Dir auf den Schoss nimmst, wie Du ihm einfach zuhörst, ohne zu werten. Wie Du einfach da bist in einer liebevollen Haltung. Versuch ihm nicht auszureden, dass es doch keinen Grund gibt traurig oder wütend zu sein. Denn den gibt es ja. Versprich ihm auch nicht, dass ganz bestimmt alles gut wird. Was Du aber tun kannst ist, mit Deiner Fürsorge, Anteilnahme und vor allem Deiner Liebe diesem Anteil in und von Dir einen Raum zu geben.

Zur Ruhe kommen und wieder neuen Mut fassen

Was wir – genauso wie das Kind, welches sich den Kopf gestossen hat – benötigen, wenn es uns nicht gut geht, ist erstmal Ruhe, Trost und das Gefühl nicht alleine zu sein. Daraus können wir dann wieder die nötigen Ressourcen aufbauen, um mit neuer Kraft und Zuversicht weiterzugehen. Es gibt eine wunderschöne tibetische Weisheit, welche ich gerade hier sehr passend finde:

„ Bei schwierigen Prüfungen wende Dich Deinem eigenen Herzen zu. Suche Zuflucht in Dir selbst und steige mit erneuerten Kräften aus Dir empor“

Denn ja, es liegt alles in uns selbst. Wir entscheiden, ob wir uns von uns selbst abwenden, oder eben zuwenden. Beim abwenden zeigen wirs uns sozusagen die kalte Schulter. Stell es Dir sogar mal bildlich vor. Wie fühlt es sich an, wenn ein Teil von Dir sich von Dir wegdreht und nichts von Dir wissen will? Und dann nimm mal das andere Bild. Sieh, wie dieser Seelenanteil von Dir sich zu Dir hinwendet, Dich anlächelt, auf Dich zukommt und Dich in eine Umarmung einlädt. Was ist das für ein Gefühl, dieses Bild zu betrachten und auf Dich einwirken zu lassen? Bestimmt kannst Du wahrnehmen, wie viel das wirklich auch ausmacht. Und zwar nicht nur auf Deine Seele und Deine Stimmung, sondern direkt auch auf Deinen Körper. Von der Spannung zur Entspannung. Von der Abwendung und damit Teilung zur Ganzheit. Versuche mit diesem Bild immer wieder mal zu arbeiten. Zum Ueben kannst Du auch eine alltägliche Situation nehmen, die vielleicht nicht so emotionsgeladen ist, wie Dein unerfüllter Kinderwunsch. Du wirst sicher Seiten in Dir kennen- und liebenlernen, die Dir neu sind. Die Dir aber dabei helfen, Dich wieder stark und mutig zu fühlen und in freudiger Erwartung in die Zukunft zu schauen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir von Herzen ganz viel Zuwendung!

Herzlich, Roberta

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